Untersuchung in Frankreich : Fünf ungeklärte Todesfälle nach Impfung

Michaela WiegelParis

Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.

-Aktualisiert am 20.01.2021-14:29

In Frankreich sind fünf Menschen wenige Tage nach einer Corona-Impfung gestorben. Die Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet, um einen möglichen Zusammenhang zu klären. Für Impfgegner steht das Ergebnis jetzt schon fest. Die 78 Jahre alte Mauricette wird in einem Krankenhaus in Sevran bei Paris am 27. Dezember als erste Frau in Frankreich gegen Corona geimpft.
Bild: dpa

In Frankreich haben fünf ungeklärte Todesfälle die Debatte über mögliche Risiken des Impfstoffs von Pfizer und Biontech angeheizt. Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran hat Untersuchungen der zuständigen Arzneimittelbehörden angekündigt, um die Todesursache zu klären. In einem Altenpflegeheim in Nancy waren drei Bewohner verstorben, nachdem sie die erste Dosis des neuartigen Impfstoffes erhalten hatten. Auch in Perpignan und in Tours sind zwei Menschen wenige Tage nach der Impfung gestorben.

Impfgegner haben die Todesfälle sofort zum Anlass genommen, in den sozialen Netzwerken den Impfstoff von Pfizer und Biontech als gesundheitsgefährdend zu diffamieren. Véran warnte während eines Besuchs in Nancy vor vorschnellen Schlüssen. "Es handelt sich um Personen, die wenige Tage nach der Impfung verstorben sind, ohne allergische Reaktionen zu entwickeln", sagte der Minister. Betroffen seien "alte oder sehr alte Menschen mit Grunderkrankungen", sagte er. Es müsse zunächst gründlich geprüft werden, ob es sich nicht nur um eine "unglückliche zeitliche Koinzidenz" handele und die Todesursache nicht eine gänzlich andere sei.

139 Fälle schwerer Nebenwirkungen

Véran bestätigte, dass in Frankreich 139 Fälle schwerer Nebenwirkungen registriert worden seien. Bislang wird in Frankreich hauptsächlich der Impfstoff von Pfizer und Biontech verabreicht. Seit Beginn der Impfkampagne gibt es regelmäßig Gerüchte über Tote, die in den sozialen Netzwerken verbreitet werden. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Fall der 78 Jahre alten Rentnerin Mauricette, die Präsident Emmanuel Macron in seiner Neujahrsansprache an die Nation eigens würdigte, weil sie am 27. Dezember als erste Französin geimpft worden war.

Wochenlang hielten sich Meldungen, Mauricette sei verstorben. Jetzt ließ sich die Rentnerin im Krankenhaus in Sevran im Nordosten von Paris dabei fotografieren, wie ihr die zweite Impfdosis verabreicht wurde. "Mauricette geht es gut", teilte Gesundheitsminister Véran mit. Die französische Regierung hatte lange mit einer großen Skepsis im Land gegenüber einer Corona-Impfung anzukämpfen. Verschwörungstheorien zur Schädlichkeit der von einer angeblich amerikanisch dominierten Pharmaindustrie entwickelten Impfstoffe dominierten die Debatte.Doch diese Skepsis nahm nach Beginn der Impfkampagne deutlich ab.


Quelle: faz vom 20.01.2021